Teola (1877) – Livigno (1818) – Passo Forcola di Livigno (2315) – Bivio „Forcola di Livigno“ da „Via dal Bernina“ (2053) – Pass dal Bernina (2327) – Bernina Suot (2053)
2327 m ü. M.
Trotz der Höhenlage auf über 1800 m s.l.m. war es schon zu Beginn der Etappe sehr warm. Zunächst schien die Sonne auch noch recht ungestört durch wenige Schleierwolken. Diese verdichteten sich jedoch zeitweise, lösten sich zum Mittag hin aber auf. Dafür zogen vermehrt Quellwolken auf und am Nachmittag streifte ein lokal begrenztes Regengebiet die Route. Die volle Ladung kam jedoch knapp östlich, vermutlich im Val di Livigno nieder. Ein Schauer fiel aber doch so kräftig, das wegen nicht vorhandener Unterstellmöglichkeiten kurz die Norddeutsche Trachtenkleidung (mit kurzer Regenhose und ohne Regenüberhandschuhe) angezogen werden musste. Auf der Passhöhe des Passo Forcola di Livigno, der bei dieser Doppelpassetappe trotz seiner Höhe von 2315 m s.l.m. nicht das „Dach der Etappe“ war, wurde die Staatsgrenze zwischen Italien und der Schweiz überquert.
Am unteren Ende der Nordrampe des Passo Forcola di Livigno steht ein Schild, wie es an jedem unteren Ende jeder Rampe über jeden Bergpass stehen sollte. Auf dem Schild sind angegeben die Länge der Strecke zwischen Standort, also dem unteren Ende der Rampe, und Ziel, also der Passhöhe, die Höhe am Standort, die Höhe am Ziel, die Höhendifferenz zwischen Start und Ziel, die maximale Steigung auf der Strecke und die mittlere Steigung der Strecke.
Die Fahrt über den Passo Forcola di Livigno ist die einzige Möglichkeit, auf einer Straße von Norden aus Italien kommend nach Süden in die Schweiz zu gelangen. Auf allen anderen Straßen, die die Staatsgrenze zwischen Italien und der Schweiz queren, erfolgt die Fahrt von Norden aus der Schweiz kommend nach Süden nach Italien. Die Staatsgrenze ist auf der Passhöhe extrem unauffällig. Auf der italienischen Seite sind zwar eine italienische Flagge und eine EU-Flagge gehisst, aber auf der Schweizer Seite findet sich nichts. Eine Schweizer Flagge weht erst an der Schweizer Zollstation beim unteren Ende der Südrampe des Passo Forcola di Livigno. Auf der Passhöhe ist der einzige Hinweis auf die Schweiz ein Schweizer Mountainbike-Wegweiser. Über den Passo Forcola di Livigno verläuft die Wasserscheide zwischen Donau (Spöl → Inn → Donau → Schwarzes Meer) und Po (Torrente Poschiavino → Adda → Po → Adria, Mittelmeer).
Mit der Auffahrt auf die Südrampe des Pass dal Bernina endete der einzige längere Abschnitt dieser Tour, der bis dato noch nicht gefahren worden war. Die Fahrt über den Pass dal Bernina von Süden nach Norden war eine inverse
Streckenwiederholung. Die Südrampe des Pass dal Bernina weist zwischen der Einmündung der Südrampe des Passo Forcola di Livigno und der Passhöhe des Pass dal Bernina nahezu durchgängig eine Neigung von über 9 % auf. Zwei lange Schiebepassagen wechselten mit einer kurzer Fahrpassage im Bereich einer Kehre. Mit der Passhöhe des Pass dal Bernina wurde das „Dach der Etappe“ erreicht.
Auf dem Pass dal Bernina gibt es quasi drei Passhöhen. Die Passhöhe im topografischen Sinn trennt das Val Bernina im Norden vom Val da Pila im Süden und liegt auf 2235 m ü. M. zwischen den beiden Seen Lej Nair (rätoromanisch → deutsch: Schwarzer See) und Lago Bianco (italienisch → deutsch: Weißer See), einem Stausee, der den direkten Passübergang nach Süden hin blockiert. Ohne Überquerung des Lago Bianco muss daher noch weiter aufgestiegen werden um den Pass dal Bernina zu überqueren. Der Scheitelpunkt der Trasse der Viafier dal Bernina lieg am Ostufer des Lago Bianco auf einer Höhe von 2253 m ü. M. und wird nach Süden hin im Val da Pila geführt. Historisch wird diese Route auch als „Bernina-West“ bezeichnet und war vor dem Ausbau des natürlich vorhandenen Lago Bianco zum Stausee ohne nennenswerte Aufstiege über die Passhöhe hinaus ohne Überquerung des Lago Bianco nutzbar. Der Scheitelpunkt der Straße liegt etwas weiter östlich auf einer Höhe von 2327 m ü. M. und bildet hier den Übergang zwischen Val da Pila und Val Laguné, wobei dieser Scheitelpunkt auch im topografischen Sinn eine Passhöhe darstellt, der wegen der unmittelbaren Nähe zur Passhöhe des Pass dal Bernina aber nicht als eigenständiger Pass ausgewiesen ist. Historisch wird diese Route auch als „Bernina-Ost“ bezeichnet. Über den Pass dal Bernina verläuft die Wasserscheide zwischen Donau (Lej Nair, Ova da Bernina → Inn → Donau → Schwarzes Meer) und Po (Lago Bianco, Acqua da Pila → Torrente Poschiavino → Adda → Po → Adria, Mittelmeer). Über den Pass dal Bernina verläuft die Sprachgrenze zwischen italienisch und rätoromanisch und damit heutzutage auch zwischen italienisch und deutsch.
Die Abfahrt begann oberhalb der montanen Baumgrenze. Mit Bernina Suot wurde die montane Waldgrenze erreicht. In der Abfahrt behielten die Wolken am Himmel die Oberhand, wodurch sich im Rahmen dieser Tour eine für die Tageszeit und die Lage oberhalb der montanen Waldgrenze ungewohnt dunkle Lichtstimmung ergab.