Renaissance-Sopranschalmei, modifiziert mit Windkapsel
Renaissance-Sopranschalmei, 
modifiziert mit Windkapsel
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  Schalmei Der Sackpfeyffer zu Linden
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Im Allgemeinen ist "Schalmei" der Oberbegriff für eine ganze Instrumentenfamilie. Die bekanntesten Vertreter sind Schalmei ("Schalmey" ist eine sehr alte Schreibweise), Pommer, Rauschpfeife, Oboe, Bombarde, Zurna, und Shenai. Die Schalmeiinstrumente werden in der westlich geprägten Musikinstrumentenkunde auch als Oboeninstrumente bezeichnet, obwohl die (moderne) Oboe der untypischte Vertreter der Schalmeiinstrumente ist. Schalmeien sind Holzblasinstrumente mit einer konischen Röhre, die meist am unteren Ende in einen z.T. recht großen Schallbecher mündet, und einem Doppelrohrblatt. Schalmeien haben meist 7-8 Grifflöcher mittlerer Größe, wobei das achte Loch mit dem linken Daumen bedient wird. Gabelgriffe sind sinnvoll einsetzbar. Bei großen Instrumenten ist der tiefste Ton oft über eine Klappe bedienbar. Die moderne Bombarde gibt es auch als voll chromatisches Instrument mit Grifflöchern und Klappen. Die moderne Oboe ist vollständig mit Klappen bestückt. Mit Ausnahme der Oboe klingen alle Instrumente ziemlich laut. Alle Instrumente haben einen großen Ziehbereich, bieten also die Möglichkeit die Tonhöhe eines gegriffenen Tons durch Blasdruckänderungen zu verändern. Schalmeien überblasen das erste Mal in die Oktave, das zweite Mal in die Duodezime. Meist wird aber nur einmal überblasen. Abgesehen von sehr kleinen Instrumenten, die sich nur schwer überblasen lassen, beträgt der Tonumfang bei klappenlosen Instrumenten mindestens eine Duodezime.
In der Renaissancezeit wurden Schalmeien, Rauschpfeifen und Pommern in unterschiedlichen Größen gebaut. Für das Ensemblespiel werden heute meist Instrumente in c/f-Stimmung eingesetzt. Schalmeien und Rauschpfeifen werden in den Größen Sopranino (tiefster Ton f¹), Sopran (tiefster Ton c¹), Alt (tiefster Ton f⁰), und Tenor (tiefster Ton c⁰), selten auch Garklein (tiefster Ton c²) gebaut. Die Bedienung der Tenorinstrumente ist wegen der großen Grifflochabstände sehr problematisch, weshalb noch größere Instrumente nicht gebaut werden. In jüngerer Zeit werden Rauschpfeifen auch in d/g-Stimmung gebaut, um ein einfacheres Zusammenspiel mit Marktsackpfeifen zu ermöglichen. Die Pommern werden in den Größen Sopran (tiefster Ton c¹), Alt (tiefster Ton f⁰), Tenor (tiefster Ton c⁰) und Bass (tiefster Ton F) gebaut. Bei den größeren Instrumenten werden die tiefsten Töne mit Klappen bedient. Das Großbassinstrument (tiefster Ton C) konnte sich wegen seiner Unhandlichkeit und des hohen Luftdurchsatzes (Volumenstroms) nicht durchsetzen.

Es gibt mehrere Anblastechniken für die Instrumente der Schalmeienfamilie:


Doppelrohrblatt für Renaissance-Sopranschalmei
Doppelrohrblatt für Renaissance-Sopranschalmei 
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Das oben abgebildete Instrument ist eine modifizierte Renaissanceschalmei in Sopranlage. Ursprünglich hatte das Instrument kein Griffloch für den linken Daumen. Dies wurde nachgebohrt, wodurch ein schnelleres und bequemeres Spiel im nichtüberblasenden Bereich (Töne c¹ d¹ – d²) ermöglicht wird. Die Lippenstütze fehlt. Auf deren Halter wurde eine Halterung für die Windkapsel aufgesetzt. Die Windkapsel und deren Halter sind aus Buchenholz gefertigt und mit Beize und Holzwachs nachbehandelt. Das Instrument hat einen Tonumfang von c¹ d¹ – c³ und ist auf a¹ = 440 Hz eingestimmt. Der gesamte Tonumfang steht auch beim Spiel mit Windkapsel zur Verfügung. Durch die Windkapsel "leben" die Rohrblätter erheblich länger. ☺


Der Begriff "Schalmei" kann auch noch andere Bedeutungen haben:

Schalmei (1): Instrumentenfamilie (s.o.)

Schalmei (2): Instrument (s.o.)

Schalmei (3): allgemeine Bezeichnung für alle Instrumente mit Rohrblatt

Schalmei (4): Spielpfeife der Sackpfeife. Diese etwas irreführende Bezeichnung für die Spielpfeife ist nur durch die Bedeutung des Begriffs "Schalmei (3)" zu verstehen.

Schalmei (5): ein Orgelregister, meist zu 8′ oder 4′. Diese Zungenstimme hat entweder leicht konische oder zylindrische Becher. Bei zylindrischen Bechern sind diese am offenen Ende mit einem kurzen, stark konischen Schallbecher versehen. Auch bei den leicht konischen Bechern kann ein solcher Schallbecher vorhanden sein. Das Register soll den Klang der Renaissanceschalmei nachahmen.

Schalmei (6): volkstümliche Bezeichnung für die Martinstrompete. Dieses Instrument wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt und hat mit der Schalmei (2) nichts zu tun.



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letzte Aktualisierung: 11.09.2023