Basskrummhorn in f, Altkrummhorn in f und Soprankrummhorn in c, moderne Ausführungen 300 dpi JPEG |
Krummhorn | Go here to the English version Hier geht's zur englischsprachigen Version |
Eines gleich vorweg: Das Krummhorn hat nichts mit dem Blechblasinstrument
Horn zu tun (außer, dass es auch ein Blasinstrument ist).
Das Krummhorn ist ein Holzblasinstrument mit gebogener zylindrischer Röhre, die am unteren Ende in einen konischen Schallbecher ausläuft, und Doppelrohrblatt, welches sich in der Windkapsel befindet. Das Krummhorn hat acht kleine Grifflöcher inklusive Loch für den linken Daumen. Bei großen Instrumenten ist der tiefste Ton über eine Klappe bedienbar. Die kleinen Grifflöcher ermöglichen auch Gabelgriffe. Krummhörner haben einen Tonumfang von einer großen None und sind mit Ausnahme der kleinen Sekunde über dem tiefsten Ton chromatisch spielbar. Das Überblasen war nicht vorgesehen. Die tiefsten Töne des Bass- und des Großbasskrummhorns lassen sich unterblasen. Durch eine geringe Absenkung des Blasdrucks erklingt nicht der eigentlich dem Griff entsprechende Ton, sondern dessen Unterquinte. Damit lässt sich der Tonumfang dieser Instrumente um eine Quinte nach unten erweitern. Allerdings ist die Kontrolle dieser unterblasenen Töne sehr schwierig. Bei modernen Krummhörnern ist der Tonumfang nach oben durch eine oder zwei Klappen erweitert. Die erste Klappe, die mit dem linken Zeigefinger bedient wird, erweitert den Tonumfang um einen Ganzton auf eine große Dezime. Die zweite Klappe, die mit dem linken Daumen bedient wird, erweitert den Tonumfang um einen weiteren Halbton auf eine Undezime. Auch das erste Überblasen der tiefsten Töne in die Duodezime ist mit Hilfe der zweiten Klappe möglich. Das Krummhorn hat einen für europäische Verhältnisse recht großen Ziehbereich, bietet also die Möglichkeit die Tonhöhe eines gegriffenen Tons durch Blasdruckänderungen zu verändern. Dadurch wird eine saubere Intonation vor allem im Krummhornsatz ermöglicht. Allerdings ist die Intonation auch die größte Schwierigkeit beim Krummhornspiel. Beim modernen Krummhorn kann der höchste, mit beiden betätigten Klappen gespielte Ton vergleichsweise einfach durch Erhöhen des Blasdrucks um einen Halbton nach oben gezogen werden. Mit Hilfe der zweiten Klappe und speziellen Blasdruckänderungen lassen sich auch noch einige hohe Quietschtöne erzeugen. Außerdem können die drei tiefsten Ganztöne zum Quintieren gebracht werden, das heißt, Grundton und Duodezime
erklingen gleichzeitig. Überblastöne, quintierende Töne und Quietschtöne klingen allerdings nicht krummhorntypisch und
bleiben daher der modernen Musik und Klangeffekten vorbehalten. Diese speziellen Töne lassen sich gut mit einem harten Rohrblatt erzeugen, das auch
für das Solokrummhorn geeignet ist. Für Krummhornsätze werden häufig weichere Rohrblätter verwendet, da diese leichter zu
intonieren sind.
Der Name "Krummhorn" leitet sich von einem mittelalterlichen Instrument ab. Dieses Instrument hat eine gerade zylindrische Röhre, an derem unteren Ende ein Tierhorn (von Rind oder Ziege) als Schallbecher angebracht ist. Diese Bauform gibt es heute noch als Spielpfeife für die Sackpfeifen Gaide und Bock. Eine zweite Bauform des Krummhorns hat eine gerade Röhre, an derem unteren Ende eine kurze Röhre rechtwinklig angebracht ist. An derem freien Ende ist eine weitere kurze Röhre rechtwinklig zur ersten kurzen und parallel zur langen Röhre angebracht. Am freien Ende dieser Röhre befindet sich ein recht großer Schallbecher. Diese Konstruktion kommt ohne die technisch schwierige Biegung der Röhre aus.
Das Krummhorn in der abgebildeten Form (ohne Klappen für höhere Töne) ist ein typisches Instrument der Renaissance und wurde im 15. Jahrhundert entwickelt. Wie die meisten Instrumente der Renaissance wurde es in Anlehnung an das Gesangsquartett mit Sopran Alt, Tenor und Bass gleich als ganze Familie gebaut. Vereinzelt wurden auch kleinere und größere Instrumente gebaut. Durchgesetzt haben sich aber nur die Größen von Sopran bis Großbass mit folgenden Tonumfängen ohne unter- und überblasene Töne (Töne mit Klappengriffen in Klammern):
Sopran in c: | c¹ d¹ – d² | (– f²) |
Alt in g: | g⁰ a⁰ – a¹ | (– c²) |
Alt in f: | f⁰ g⁰ – g¹ | (– b¹) |
Tenor in c: | c⁰ d⁰ – d¹ | (– f¹) |
Bass in f: | F G – g⁰ | (– b⁰) |
Großbass in c: | C D – d⁰ | (– f⁰) |
Die Existenz zweier Altkrummhörner, die sich um einen Ganzton in der Tonhöhe unterscheiden, ergibt sich aus dem geringen Tonumfang von einer großen None ohne Klappen. Je nach Tonumfang der zu spielenden Stimme wird das eine oder andere Altkrummhorn eingesetzt. Beim modernen Altkrummhorn entfällt diese Notwendigkeit des Instrumentenwechsels, da ein Altkrummhorn in f mit einer Klappe auch den Tonumfang eines Altkrummhorns in g ohne Klappen abdeckt. Wenn die zu spielende Stimme auf beiden Altkrummhörnern spielbar ist, können klangliche und spieltechnische Aspekte trotzdem zu einem Instrumentenwechsel führen, da sich dadurch das Verhältnis von offenen Griffen zu Gabelgriffen und evtl. notwendigen Klappengriffen verändert.
Krummhörner werden wie die meisten anderen Holzblasinstrumente der Renaissance (Cornamuse, Dulzian, Rauschpfeife, Schalmei, Pommer, Chalumeaux) klingend notiert. In diesem Punkt verhalten sie sich wie ein 8′-Register eines Tasteninstruments.
Basskrummhorn und Großbasskrummhorn sind recht unhandlich, wodurch es beim Spielen zu Ermüdungserscheinungen kommen kann. Beim Basskrummhorn ist zudem die Windkapsel recht ungünstig konstruiert, was bei längerem Spielen vor allem mit harten Rohrblättern zu Ansatzproblemen führen kann. Abhilfe schaffen ein Daumenhalter und ein Tragegurt, wie sie z. B. bei Saxophonen üblich sind. Die unten abgebildeten Tragegurthalter und Daumenhalter an einem Basskrummhorn bestehen aus einer Tragegurt-Öse und einem Daumenhalter für ein Saxophon (erhältlich im Musikinstrumentenfachhandel) sowie jeweils einer Gummiunterlage (in kleinen Mengen erhältlich im Modellbauzubehörhandel) und einigen Kabelbindern (erhältlich in Baumärkten und im Elektrofachhandel). Die Gummiunterlagen, die in jeweils einem Stück geschnitten sind, haben zwei Aufgaben. Sie schützen das Instrument vor Beschädigungen und verhindern ein Rutschen des Tragegurthalters und des Daumenhalters. Die nur am Daumenhalter befestigten Kabelbinder dienen der Anpassung an die Rundung der Röhre, da der Daumenhalter am Saxophon auf einer ebenen Fläche aufliegt. Durch die Wahl möglichst vieler schwarzer Komponenten sind Tragegurthalter und Daumenhalter am Instrument recht unauffällig. Die Anbringung solcher Tragegurthalter und Daumenhalter ist nicht destruktiv und daher reversibel.
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© Sönke Kraft, Hannover 2001 letzte Aktualisierung: 11.09.2023 |